Folgt man den Schilderungen der damals Beteiligten, liegt der Ursprung von GoodWeave in einer live ausgestrahlten Talk-Show Anfang der 1990er-Jahre in Deutschland. Darin berichtete der indische Kinderrechtler Kailash Satyarthi über Missstände und kursierende illegale Kinderarbeit in der Teppichindustrie. Eine ältere Dame, zurecht aufgewühlt von dem soeben gehörten, rief im übertragenden Sender an, um ihre Empörung kund zu tun und anzukündigen, ihren eigenen, vielleicht von Kinderhänden produzierten Teppich, wegschmeißen zu wollen. Zudem müsse sich zukünftig unbedingt etwas ändern. An Kailash Satyarthi gewandt sagte sie: "Ich bin sehr alt, habe höchstens noch zehn Jahre zu leben. Ich kann nicht mehr warten, aber Sie schauen jung aus und können bewirken, dass ich mir einen neuen Teppich ohne Kinderarbeit kaufen kann." Dies war die Initialzündung für die Gründung von GoodWeave im Jahr 1994, einer Nichtregierungsorganisation (NGO), die – zusammen mit vielen weiteren Initiativen zur Beendigung von Kinderarbeit – Kailash Satyarthi unter anderem den Friedens-Nobelpreis 2014 einbrachte.

Heute gehört das GoodWeave-Gütesiegel zu den besten Garanten dafür, dass ein Teppich ohne das Zutun von Kindern hergestellt wurde. Das Gütesiegel erhalten ausschließlich Hersteller beziehungsweise Exporteure, die sich vertraglich bindend an vorgegebene Produktionsstandards halten – vor allem in Bezug auf die Ächtung von Kinderarbeit. Zur Gewährleistung der vertraglichen Pflichten haben und nutzen lokale GoodWeave-Inspektoren das Recht auf spontane, unangekündigte Besuche bei den lizensierten Unternehmen. Die Führung des GoodWeave-Gütesiegels ist zudem mit der Entrichtung einer Lizenzgebühr verbunden, die dazu dient, die NGO in Bezug auf die Überwachung der Produktion durch Inspektionen sowie die Ausbildungsprogramme zu unterstützen.

Mittlerweile hat GoodWeave eigenen Angaben zufolge über 6.700 Kinder aus der Zwangsarbeit befreit, über 26.000 geretteten und bedrohten Kindern eine qualitativ hochstehende Schulausbildung ermöglicht und Hunderttausende von Kindern davor bewahrt, illegale Arbeiten verrichten zu müssen. Zudem hat GoodWeave sein angestammtes Einsatzgebiet in der Teppichproduktion inzwischen auf weitere Bereiche wie Wäsche, Heimtextilien, Modeschmuck sowie Ziegelsteine und Tee ausgedehnt. Die positiven Effekte dieser Arbeit in den neuen Bereichen machen sich bereits bemerkbar. Die Auswirkungen von GoodWeave gehen aber weit über die hier genannten Zahlen hinaus, denn das Tun der NGO hat einen generell positiven Einfluss auf soziale Normen und Verhaltensweisen, der dazu beiträgt, Kinderarbeit nachhaltig auszumerzen.