Frischer Wind aus der Hamburger Speicherstadt: On the Rugs
Anna Wahdat nutzt das Internet und Social Media-Kanäle stärker als die meisten traditionellen Händler und agiert intuitiver bei der Auswahl ihrer Kollektionen. So lehnt sie ein großes Teppichlager für sich ab. Naturmaterialien, Nachhaltigkeit und Fair Trade spielen dagegen eine große Rolle, ebenso wie die Originalität der Einzelstücke.
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Anna Wahdat hat einen für Frauen ungewöhnlichen Beruf. Sie ist Teppichhändlerin. Mit ihrem Label "On the Rugs" gibt sie dem Orientteppich ein frisches Image und erschließt ihm erfolgreich neue Zielgruppen.
Neue Ansätze im Handel mit Orientteppichen
Anna Wahdat ist mit Teppichen aufgewachsen, schon früh hatte sie ein Faible für Einrichtung. Vater und Onkel stammen aus Afghanistan und handeln in der Hamburger Speicherstadt seit beinahe 40 Jahren mit handgeknüpften Orientteppichen. Sie und ihre Schwestern haben als Kinder oft zwischen den Teppichstapeln gespielt. Während ihrer Elternzeit begann Anna, im Speicher der Familie gezielt nach einzelnen Stücken zu suchen. 2015 gründete sie mit dieser Kollektion persönlicher Lieblingsstücke On the Rugs aus den größeren Depots von Onkel und Vater heraus.
"Das gab mir Mut und Sicherheit, so konnte ich das Label langsam entwickeln und aufbauen", sagt sie. Die Zusammenarbeit mit dem traditionellen Unternehmen der Familie ist aber recht eng. "Aus ihrem Sortiment schöpfe ich noch immer, auch wenn ich inzwischen viele eigene Kontakte habe." Trotzdem nutzt Anna Wahdat gemeinsame Handelskontakte, beispielweise zu Kollegen aus der Speicherstadt, die sich auf spezielle Stile oder Regionen konzentrieren. Darüber hinaus hilft ihr der Vater mit seiner Expertise. "Auch wenn sich unser Verkaufsansatz grundsätzlich voneinander unterscheidet, hat er einen guten Sinn und sehr klaren Blick auf das, was ich erreichen kann und möchte und stärkt mir den Rücken."
Persönliche Auswahl als roter Faden der Kollektion
Typisch für On the Rugs ist eine bewusst reduzierte Auswahl statt eines riesigen Angebots. Auf transparente Arbeitsbedingungen im Herkunftsland sowie auf Fair Trade legt die junge Teppichhändlerin großen Wert. Die DOMOTEX kennt sie schon seit ihrer Kindheit. "Für mich war der Besuch immer ein Eintauchen in eine andere Welt. Heute ist es für mich ein wichtiger Termin im Jahr, um Kollegen persönlich zu treffen und neue Kontakte zu knüpfen." Auch dort ist sie viel mit Vater und Onkel unterwegs, die sie Händlern oder Produzenten vorstellen. Andererseits hält sie auf der Messe Ausschau nach ungewöhnlichen Stücken mit Geschichte. Sowohl bei der Auswahl ihrer Kollektion als auch der Art, wie sie Verkaufsgespräche führt oder Werbung macht, folge sie individuellem Geschmack und Intuition. Einige traditionelle Händler setzen immer noch auf Anzeigen mit großen roten Buchstaben und hohen Rabatten in der Lokalpresse, das ärgert Anna Wahdat. "Ich vermarkte meine handgefertigten Unikate im ersten Schritt hauptsächlich online. Wichtig sind dabei vor allem gute Fotos von den Teppichen, die ich dann über Kanäle wie Instagram oder Pinterest verbreite."
Darauf folge fast immer ein direkter Kontakt. Im Showroom in der Speicherstadt, bei ausgesuchten Interieur-Shops in Hamburg, Köln und Berlin oder während Pop-up-Sales mit Lesungen, gemeinsamem Essen und Musik können Kunden die Teppiche ansehen und deren Materialien spüren. Darüber hinaus verleiht On the Rugs Teppiche für unterschiedlichste Veranstaltungen wie Filmdrehs, Hochzeiten oder Konferenzen.
Ungewöhnliche Einzelstücke mit eigener Geschichte
Kaufinteressierten bietet Wahdat an, sich mehrere Stücke zur Probe mit nach Hause zu nehmen, um zu sehen wie der Teppich im Raum wirkt. "Meine Kunden reichen vom wohlhabenden Paar im Ruhestand, über junge Familien bis hin zur hippen Bloggerin. Gemeinsam haben sie ein ausgeprägtes Interesse für Design und hochwertige Einrichtung."
In ihrer Kollektion legt sie sich nicht auf einen bestimmten Stil fest, auch die Preisrange ist breit. Auf der Website von On the Rugs findet man marokkanische Berberteppiche aus weicher Atlas-Schafwolle oder recycelter Baumwolle neben klassischen Afghanen in schlichten traditionellen Mustern, flachgewebte Kelims in frischen Farben und Designs sowie edle Seidenteppiche mit zarten Blumenornamenten. "Ich bevorzuge Einzelstücke, bei denen etwas Besonderes hervorsticht, wie etwa ein ungewöhnlicher Farbverlauf oder ein vermeintlicher Fehler in der Knüpfung", sagt Anna Wahdat. Der Vintage-Aspekt ist ihr wichtig. "Es wird zu viel Neues produziert auf der Welt, darum ist es mir ein Anliegen, schönen Dingen ein zweites oder drittes Leben zu geben." Trotzdem verkauft ihr Label auch neue Teppiche, da diese von Formaten und Musterungen her oft besser in europäische Wohnzimmer passen. "Die Balance muss stimmen."
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